Emotionen und Achtsamkeit

Achtsamkeit, definiert als das bewusste und akzeptierende Erleben des gegenwärtigen Moments, hat sich als wirksames Mittel zur Förderung der emotionalen Regulation erwiesen. Diese Praxis wird zunehmend in psychologischen und klinischen Kontexten untersucht, um ihre Auswirkungen auf die emotionale Gesundheit zu verstehen.

Mechanismen der emotionalen Regulation durch Achtsamkeit

Achtsamkeit fördert adaptive emotionale Regulation, indem sie die Intensität von Stress reduziert, die emotionale Erholung verbessert und die Fähigkeit zur zielgerichteten Handlung stärkt (Roemer et al., 2015; Guendelman et al., 2017). Neurobiologische Studien zeigen, dass Achtsamkeit funktionelle und strukturelle Veränderungen in Hirnregionen bewirkt, die mit Aufmerksamkeit, emotionaler Regulation und selbstreferenziellen Prozessen verbunden sind (Guendelman et al., 2017; Wheeler et al., 2017). Diese Veränderungen umfassen eine erhöhte Aktivität im präfrontalen Kortex und eine verminderte Aktivität in der Amygdala, was auf eine verbesserte emotionale Kontrolle hinweist (Wheeler et al., 2017).

Positive Emotionen und Achtsamkeit

Achtsamkeitsbasierte Interventionen (MBIs) haben gezeigt, dass sie positive Emotionen steigern können, insbesondere wenn Akzeptanzfähigkeiten in die Praxis integriert werden (Lindsay et al., 2018). Studien belegen, dass das Training in Achtsamkeit und Akzeptanz zu einem Anstieg positiver Affekte führt, während negative Affekte abnehmen (Lindsay et al., 2018). Diese Effekte werden durch die Fähigkeit der Achtsamkeit unterstützt, kognitive Bewertungen zu flexibilisieren und positive Erfahrungen zu verstärken (Garland et al., 2015).

Emotionale Klarheit und Differenzierung

Achtsamkeit kann die emotionale Klarheit verbessern, was die Fähigkeit umfasst, interne emotionale Erfahrungen zu identifizieren und zu beschreiben (Cooper et al., 2018). Studien zeigen, dass Achtsamkeit mit einer höheren Differenzierung von Emotionen und einer geringeren emotionalen Labilität verbunden ist (Hill & Updegraff, 2012). Diese Differenzierung trägt zu einer effektiveren emotionalen Regulation bei, indem sie die Fähigkeit fördert, zwischen verschiedenen emotionalen Zuständen zu unterscheiden (Hill & Updegraff, 2012).

Herausforderungen und zukünftige Forschungsrichtungen

Obwohl die Vorteile der Achtsamkeit für die emotionale Regulation vielversprechend sind, gibt es noch Herausforderungen in der Forschung. Die genaue Natur und Kausalität der Beziehung zwischen Achtsamkeit und emotionaler Regulation erfordert weitere experimentelle und longitudinale Studien (Roemer et al., 2015). Zudem besteht ein Bedarf an einer klareren Unterscheidung zwischen verschiedenen Achtsamkeitsmodellen und deren spezifischen Auswirkungen auf die emotionale Regulation (Guendelman et al., 2017; Raugh & Strauss, 2023).

Insgesamt zeigt die Forschung, dass Achtsamkeit eine wertvolle Rolle bei der Förderung der emotionalen Gesundheit spielt, indem sie sowohl die Regulation negativer als auch die Förderung positiver Emotionen unterstützt. Zukünftige Studien sollten sich darauf konzentrieren, die Mechanismen weiter zu klären und die Anwendung in klinischen Kontexten zu optimieren.

Emotionen und Achtsamkeit – Studien

Roemer, L., Williston, S., & Rollins, L. (2015). Mindfulness and emotion regulation. Current opinion in psychology, 3, 52-57.

Guendelman, S., Medeiros, S., & Rampes, H. (2017). Mindfulness and Emotion Regulation: Insights from Neurobiological, Psychological, and Clinical Studies. Frontiers in Psychology, 8.

Lindsay, E., Chin, B., Greco, C., Young, S., Brown, K., Wright, A., Smyth, J., Burkett, D., & Creswell, J. (2018). How Mindfulness Training Promotes Positive Emotions: Dismantling Acceptance Skills Training in Two Randomized Controlled Trials. Journal of Personality and Social Psychology, 115, 944–973.

Cooper, D., Yap, K., & Batalha, L. (2018). Mindfulness-based interventions and their effects on emotional clarity: A systematic review and meta-analysis.. Journal of affective disorders, 235, 265-276.

Wheeler, M., Arnkoff, D., & Glass, C. (2017). The Neuroscience of Mindfulness: How Mindfulness Alters the Brain and Facilitates Emotion Regulation. Mindfulness, 8, 1471-1487.

Hill, C., & Updegraff, J. (2012). Mindfulness and its relationship to emotional regulation.. Emotion, 12 1, 81-90.

Garland, E., Farb, N., Goldin, P., & Fredrickson, B. (2015). Mindfulness Broadens Awareness and Builds Eudaimonic Meaning: A Process Model of Mindful Positive Emotion Regulation. Psychological Inquiry, 26, 293 – 314.

Raugh, I., & Strauss, G. (2023). Integrating mindfulness into the extended process model of emotion regulation: The dual-mode model of mindful emotion regulation.. Emotion.