Buddhismus und Achtsamkeit
Buddhismus und Achtsamkeit sind eng miteinander verbundene Konzepte, die in den letzten Jahrzehnten im Westen an Popularität gewonnen haben. Achtsamkeit, ursprünglich ein zentraler Bestandteil buddhistischer Praxis, wurde in der westlichen Welt oft in einer säkularisierten Form übernommen, die sich von ihren buddhistischen Wurzeln entfernt hat. Diese Entwicklung hat zu Diskussionen über die Authentizität und Wirksamkeit der modernen Achtsamkeitspraxis geführt.
Welche Formen der Achtsamkeit gibt es im Buddhismus?
Im Theravada-Buddhismus werden drei Hauptformen der Achtsamkeit identifiziert: Sati (Bewusstsein des gegenwärtigen Moments), Appamada (Bewusstsein durchdrungen von ethischer Fürsorge) und Sampajañña (Bewusstsein durchdrungen von spiritueller Entwicklung). Während im Westen hauptsächlich Sati anerkannt wird, könnten die ethischen und spirituellen Dimensionen der Achtsamkeit ebenfalls von großem Nutzen sein (Lomas, 2017).
Unterschiede zwischen buddhistischer und moderner Achtsamkeit
Die Unterschiede in der Interpretation und Anwendung von Achtsamkeit zwischen buddhistischen Traditionen und modernen, säkularen Ansätzen sind sowohl zwischen den verschiedenen buddhistischen Schulen (z.B. Theravada, Mahayana, Vajrayana) als auch innerhalb derselben Schule zu beobachten (Gordon et al., 2015). Moderne Achtsamkeitspraktiken werden oft als individualistisch und von den gemeinschaftlichen und ethischen Aspekten des Buddhismus losgelöst betrachtet (Somers, 2022).
Achtsamkeit in der klinischen Psychologie
Die Integration von Achtsamkeit in die klinische Psychologie hat zu einer wachsenden Evidenzbasis für ihre Wirksamkeit als therapeutische Intervention geführt. Diese Anwendung hat jedoch oft die reichhaltigere buddhistische Konzeption von Achtsamkeit, die mit Weisheit, Mitgefühl und Ethik verbunden ist, nicht vollständig erfasst (Kang & Whittingham, 2010). Eine stärkere Zusammenarbeit zwischen buddhistischen Traditionen und der Psychologie könnte die Anwendung von Achtsamkeit in der Therapie bereichern (Kang & Whittingham, 2010).
Herausforderungen und zukünftige Richtungen
Die moderne Achtsamkeitspraxis wird oft als oberflächlich und von ihrem soteriologischen Kontext losgelöst kritisiert, was sie anfällig für Missbrauch in institutionellen und organisatorischen Kontexten macht (Purser & Milillo, 2015). Eine Rückbesinnung auf die ethischen und spirituellen Dimensionen der Achtsamkeit könnte helfen, diese Herausforderungen zu überwinden und die Praxis sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene zu bereichern (Somers, 2022).
Fazit
Die Diskussion um Achtsamkeit im Kontext des Buddhismus und der modernen Praxis zeigt, dass eine tiefere Integration der ethischen und spirituellen Aspekte der buddhistischen Achtsamkeitspraxis in die westliche Anwendung von großem Nutzen sein könnte. Eine solche Integration könnte nicht nur die Authentizität der Praxis erhöhen, sondern auch ihre Wirksamkeit in der Therapie und im täglichen Leben verbessern (Lomas, 2017; Gordon et al., 2015; Kang & Whittingham, 2010).
Studien
Lomas, T. (2017). Recontextualizing Mindfulness: Theravada Buddhist Perspectives on the Ethical and Spiritual Dimensions of Awareness. Psychology of Religion and Spirituality, 9, 209–219.
Gordon, W., Shonin, E., Griffiths, M., & Singh, N. (2015). There is Only One Mindfulness: Why Science and Buddhism Need to Work Together. Mindfulness, 6, 49-56.
Purser, R., & Milillo, J. (2015). Mindfulness Revisited. Journal of Management Inquiry, 24, 24 – 3.
Somers, B. (2022). Mindfulness in the Context of Engaged Buddhism: A Case for Engaged Mindfulness. Religions.
Kang, C., & Whittingham, K. (2010). Mindfulness: A Dialogue between Buddhism and Clinical Psychology. Mindfulness, 1, 161-173.
Somers, B. (2022). Mindfulness and Modern Mindfulness: Considering Buddhist Communities and Personal Salvation from Depression. Religions.