Achtsamkeit im Alltag
Achtsamkeit, oft definiert als die nicht-wertende Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment, hat in den letzten Jahren erheblich an Interesse gewonnen. Sie wird als Mittel zur Verbesserung des Wohlbefindens und zur Förderung positiver Verhaltensweisen angesehen. Die Forschung untersucht zunehmend, wie Achtsamkeit im Alltag erlebt und gefördert werden kann.
Entstehung und Einflussfaktoren der Achtsamkeit
Achtsamkeit ist nicht nur eine inhärente Eigenschaft, sondern wird auch durch situative Faktoren beeinflusst. Sie hängt weniger von der allgemeinen Fähigkeit zur Selbstregulation ab, sondern mehr von metakognitiven Überzeugungen, die die Motivation zur Ressourcenzuweisung beeinflussen. Diese Überzeugungen können die negativen Auswirkungen von mentaler Ermüdung ausgleichen, während Situationen die Achtsamkeit sowohl fördern als auch behindern können (Reina & Kudesia, 2020).
Achtsamkeit und Selbstregulation
Hohe Zustände der Achtsamkeit im Alltag sind mit einer klugen Selbstregulation verbunden. Menschen erleben weniger Konflikte zwischen Wünschen und anderen Zielen und verwenden weniger restriktive Selbstregulationsstrategien. Dies führt zu größerem Glück und weniger Schuldgefühlen oder Reue nach der Erfüllung von Wünschen (Friese & Hofmann, 2016).
Achtsamkeit und Stressreduktion
Achtsamkeitsbasierte Interventionen (MBI) haben sich als wirksam bei der Reduzierung von Stress erwiesen. Sie können die Aktivierung des sympathischen Nervensystems und der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse im Alltag verringern. Erhöhte Achtsamkeit ist mit einem momentanen Rückgang von Stress und stressbedingter autonomer Aktivierung verbunden, was gesundheitliche Vorteile mit sich bringt (Aguilar-Raab et al., 2021).
Achtsamkeit im Alter
Bei älteren Erwachsenen trägt Achtsamkeit zu einem besseren emotionalen Wohlbefinden bei. Die Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment und die nicht-wertende Akzeptanz können die emotionale Reaktivität auf tägliche Stressoren mindern. Diese Effekte sind bei älteren Menschen stärker ausgeprägt, was darauf hindeutet, dass Achtsamkeit eine nützliche Strategie zur Bewältigung von Stress im Alter sein kann (Mahlo & Windsor, 2021).
Herausforderungen und zukünftige Forschung
Obwohl Achtsamkeit in vielen Lebensbereichen positive Effekte zeigt, bleibt die Herausforderung, sie effektiv in den Alltag zu integrieren. Traditionelle Praktiken konzentrieren sich oft auf formelle Meditation, während es an spezifischen Trainingsmethoden für den Alltag mangelt. Zukünftige Forschung sollte sich darauf konzentrieren, wie Achtsamkeit von intensiven Meditationssitzungen auf alltägliche Situationen übertragen werden kann (Tart, 1990).
Reina, C., & Kudesia, R. (2020). Wherever you go, there you become: How mindfulness arises in everyday situations. Organizational Behavior and Human Decision Processes, 159, 78-96. https://doi.org/10.1016/j.obhdp.2019.11.008
Friese, M., & Hofmann, W. (2016). State mindfulness, self-regulation, and emotional experience in everyday life.. Current Opinion in Organ Transplantation, 2, 1-14. https://doi.org/10.1037/MOT0000027
Aguilar-Raab, C., Stoffel, M., Hernández, C., Rahn, S., Moessner, M., Steinhilber, B., & Ditzen, B. (2021). Effects of a mindfulness-based intervention on mindfulness, stress, salivary alpha-amylase and cortisol in everyday life.. Psychophysiology, e13937. https://doi.org/10.1111/psyp.13937
Mahlo, L., & Windsor, T. (2021). State mindfulness and affective well-being in the daily lives of middle-aged and older adults.. Psychology and aging. https://doi.org/10.1037/pag0000596
Tart, C. (1990). Extending Mindfulness to Everyday Life. Journal of Humanistic Psychology, 30, 106 – 81. https://doi.org/10.1177/0022167890301005