Achtsamkeit und Opferrolle
Achtsamkeit, als eine Form der bewussten und nicht wertenden Aufmerksamkeit, hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen, insbesondere im Kontext von Mobbing und der Opferrolle. Die Forschung untersucht, wie Achtsamkeit als schützender Faktor gegen die negativen Auswirkungen von Mobbing und Viktimisierung wirken kann.
Achtsamkeit und Mobbing
Rolle der Achtsamkeit bei Mobbing: Studien zeigen, dass Achtsamkeit eine signifikante Rolle bei der Reduzierung von impulsivem Verhalten und moralischer Disengagement spielt, was wiederum die Wahrscheinlichkeit von Mobbing und Viktimisierung verringert (Malin & Gumpel, 2023; Georgiou et al., 2019). Achtsamkeit kann auch die Reaktionen von Jugendlichen auf Mobbing beeinflussen, indem sie die Empathie und Selbstregulation fördert (Malin & Gumpel, 2023).
Achtsamkeit als Schutzfaktor
Schutz vor psychischen Symptomen: Achtsamkeit kann die negativen Auswirkungen von Cybermobbing auf Depressionen und Angstzustände abmildern, indem sie als vermittelnder Faktor zwischen Viktimisierung und psychischen Symptomen wirkt (Liu et al., 2021; Faura-Garcia et al., 2021). Sie kann auch die Verbindung zwischen Viktimisierung und selbstverletzendem Verhalten durch die Förderung von emotionaler Regulierung schwächen (Gu et al., 2022; Faura-Garcia et al., 2021).
Emotionale Resilienz: Achtsamkeit fördert die emotionale Resilienz, indem sie Jugendlichen hilft, mit den emotionalen Folgen von Viktimisierung umzugehen. Dies geschieht durch die Förderung von Bewusstheit und Nicht-Wertung, was zu einer geringeren Anfälligkeit für soziale Angst, Depression und Einsamkeit führt (Riggs & Brown, 2017; Clear et al., 2020).
Herausforderungen und zukünftige Forschungsrichtungen
Unterschiedliche Auswirkungen von Achtsamkeit: Während Achtsamkeit in vielen Fällen schützend wirkt, gibt es Hinweise darauf, dass bestimmte Aspekte der Achtsamkeit, wie das Beobachten, in einigen Fällen das Risiko für Symptome erhöhen können, insbesondere wenn sie nicht mit anderen schützenden Faktoren kombiniert werden (Lavell et al., 2018).
Implementierung in Interventionsprogramme: Die Forschung legt nahe, dass Achtsamkeit in Programme zur Mobbingprävention integriert werden sollte, um die emotionale Regulierung und das Wohlbefinden der Betroffenen zu verbessern (Gu et al., 2022; Faura-Garcia et al., 2021). Zukünftige Studien könnten sich darauf konzentrieren, wie Achtsamkeit am effektivsten in schulische und therapeutische Programme integriert werden kann, um die Resilienz gegen Mobbing zu stärken.
Fazit
Achtsamkeit bietet vielversprechende Ansätze zur Unterstützung von Jugendlichen, die Mobbing und Viktimisierung erfahren. Sie kann als schützender Faktor gegen die negativen psychischen Auswirkungen solcher Erfahrungen wirken und sollte in Präventions- und Interventionsstrategien berücksichtigt werden. Zukünftige Forschung sollte sich darauf konzentrieren, die spezifischen Mechanismen zu verstehen, durch die Achtsamkeit wirkt, und wie sie am besten in bestehende Programme integriert werden kann.
Studien zu Achtsamkeit und Opferrolle
Malin, Y., & Gumpel, T. (2023). Dispositional mindfulness plays a major role in adolescents‘ active and passive responding to bully-victim dynamics.. Aggressive behavior. https://doi.org/10.1002/ab.22087
Gu, H., Fang, L., & Yang, C. (2022). Peer Victimization and Adolescent Non-Suicidal Self-Injury: The Mediating Role of Alienation and Moderating Role of Mindfulness. Journal of Interpersonal Violence, 38, 3864 – 3882. https://doi.org/10.1177/08862605221109903
Liu, C., Liu, Z., & Yuan, G. (2021). Longitudinal Associations between Cyberbullying Victimization, Mindfulness, Depression, and Anxiety: A Mediation Analysis. Journal of Aggression, Maltreatment & Trauma, 31, 121 – 132. https://doi.org/10.1080/10926771.2021.1876197
Faura-Garcia, J., Orue, I., & Calvete, E. (2021). Cyberbullying victimization and nonsuicidal self-injury in adolescents: The role of maladaptive schemas and dispositional mindfulness.. Child abuse & neglect, 118, 105135. https://doi.org/10.1016/j.chiabu.2021.105135
Georgiou, S., Charalambous, K., & Stavrinides, P. (2019). Mindfulness, impulsivity, and moral disengagement as parameters of bullying and victimization at school.. Aggressive behavior. https://doi.org/10.1002/ab.21876
Riggs, N., & Brown, S. (2017). Prospective Associations Between Peer Victimization and Dispositional Mindfulness in Early Adolescence. Prevention Science, 18, 481-489. https://doi.org/10.1007/s11121-017-0750-z
Clear, S., Zimmer‐Gembeck, M., Duffy, A., & Barber, B. (2020). Internalizing symptoms and loneliness: Direct effects of mindfulness and protection against the negative effects of peer victimization and exclusion. International Journal of Behavioral Development, 44, 51 – 61. https://doi.org/10.1177/0165025419876358
Lavell, C., Webb, H., Zimmer‐Gembeck, M., & Farrell, L. (2018). A prospective study of adolescents‘ body dysmorphic symptoms: Peer victimization and the direct and protective roles of emotion regulation and mindfulness.. Body image, 24, 17-25. https://doi.org/10.1016/j.bodyim.2017.11.006