Einführung in Achtsamkeit und Präsenz
Achtsamkeit, oft als bewusste Aufmerksamkeit im gegenwärtigen Moment beschrieben, hat in den letzten Jahren sowohl in der westlichen als auch in der buddhistischen Literatur an Bedeutung gewonnen. Sie wird als Mittel zur Förderung des psychischen Wohlbefindens und zur Verbesserung der Selbstwahrnehmung angesehen. Präsenz, insbesondere in therapeutischen Kontexten, bezieht sich auf die Fähigkeit, vollständig im Hier und Jetzt zu sein, was durch Achtsamkeit gefördert werden kann.
Achtsamkeit in der buddhistischen und westlichen Perspektive
In der buddhistischen Literatur wird Achtsamkeit als integraler Bestandteil des Achtfachen Pfades betrachtet, der nicht auf ein neues Ziel abzielt, sondern das Bewusstsein auf eine tiefere, bereits vorhandene Quelle lenkt. Diese Form der Achtsamkeit erfordert das Loslassen von Errungenschaften und das vollständige Eintauchen in den gegenwärtigen Moment (Ule, 2016). Im Gegensatz dazu wird in der westlichen Literatur Achtsamkeit oft als mentale Praxis dargestellt, die zu einer effektiveren Funktionsweise des Geistes führen kann (Ule, 2016).
Psychologisches Wohlbefinden und Achtsamkeit
Achtsamkeit wird mit einer Vielzahl von Wohlfühlkonstrukten in Verbindung gebracht, darunter Selbstregulation und positive emotionale Zustände. Studien zeigen, dass sowohl dispositionelle als auch situative Achtsamkeit mit einer verbesserten Selbstwahrnehmung und einem Rückgang von Stimmungsschwankungen und Stress verbunden sind (Brown & Ryan, 2003). In klinischen Studien, insbesondere mit Krebspatienten, wurde festgestellt, dass eine Zunahme der Achtsamkeit im Laufe der Zeit mit einem Rückgang von psychischen Belastungen einhergeht (Brown & Ryan, 2003).
Therapeutische Präsenz und Achtsamkeit
Therapeutische Präsenz, die Fähigkeit, sich vollständig in Begegnungen mit Klienten einzubringen, wird durch Achtsamkeit gefördert. Diese Präsenz ist mit Selbstmitgefühl und einem Rückgang von psychischen Belastungen korreliert (Bourgault & Dionne, 2018). Achtsamkeit hilft, die therapeutische Präsenz zu stärken, indem sie die Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment lenkt und die innere Weisheit und Ganzheit fördert (Martin, 2013).
Achtsamkeit und emotionale Regulation
Achtsamkeit spielt eine entscheidende Rolle bei der Förderung einer gesunden emotionalen Regulation. Sie ist mit einer reduzierten Intensität von Stress, einer verbesserten emotionalen Erholung und einer gesteigerten Fähigkeit zur zielgerichteten Handlung verbunden (Roemer et al., 2015). Diese Effekte tragen zur allgemeinen psychischen Gesundheit und zum Wohlbefinden bei.
Herausforderungen und zukünftige Forschungsrichtungen
Obwohl die positiven Effekte der Achtsamkeit gut dokumentiert sind, bleiben die zugrunde liegenden neuronalen Mechanismen weitgehend unklar. Zukünftige Forschungen sollten sich auf methodisch rigorose Studien konzentrieren, um die neuronalen und molekularen Grundlagen der durch Achtsamkeit induzierten Veränderungen im Gehirn besser zu verstehen (Tang et al., 2015). Zudem gibt es in der Organisationswissenschaft ein wachsendes Interesse an der Rolle der Achtsamkeit am Arbeitsplatz, was weitere Forschung in diesem Bereich anregt (Good et al., 2016).
Studien zu Achtsamkeit und Präsenz
Ule, A. (2016). Mindfulness and Self-deliverance to Pure Presence. Asian Studies, 4, 85-94. https://doi.org/10.4312/AS.2016.4.2.85-94
Brown, K., & Ryan, R. (2003). The benefits of being present: mindfulness and its role in psychological well-being.. Journal of personality and social psychology, 84 4, 822-48. https://doi.org/10.1037/0022-3514.84.4.822
Bourgault, M., & Dionne, F. (2018). Therapeutic Presence and Mindfulness: Mediating Role of Self-Compassion and Psychological Distress among Psychologists. Mindfulness, 10, 650-656. https://doi.org/10.1007/S12671-018-1015-Z
Martin, M. (2013). Therapeutic presence: a mindful approach to effective therapy. British Journal of Guidance & Counselling, 41, 210 – 211. https://doi.org/10.1080/03069885.2013.759697
Tang, Y., Hölzel, B., & Posner, M. (2015). The neuroscience of mindfulness meditation. Nature Reviews Neuroscience, 16, 213-225. https://doi.org/10.1038/nrn3916
Roemer, L., Williston, S., & Rollins, L. (2015). Mindfulness and emotion regulation. Current opinion in psychology, 3, 52-57. https://doi.org/10.1016/J.COPSYC.2015.02.006
Good, D., Lyddy, C., Glomb, T., Bono, J., Brown, K., Duffy, M., Baer, R., Brewer, J., & Lazar, S. (2016). Contemplating Mindfulness at Work. Journal of Management, 42, 114 – 142. https://doi.org/10.1177/0149206315617003