Achtsamkeit und Scham
Achtsamkeit, oft als eine Methode zur Regulierung negativer Emotionen angesehen, hat sich als vielversprechend in der Reduzierung von Scham und damit verbundenem psychologischen Stress erwiesen. Scham, eine Emotion, die durch negative Selbstbewertung entsteht, ist häufig mit Angst und Depression verbunden. Verschiedene Studien haben die Beziehung zwischen Achtsamkeit, Selbstmitgefühl und Scham untersucht, um deren potenzielle therapeutische Vorteile zu verstehen.
Die Rolle von Achtsamkeit bei der Reduktion von Scham
Achtsamkeit und Selbstmitgefühl: Studien zeigen, dass sowohl Achtsamkeit als auch Selbstmitgefühl negativ mit der Erfahrung von Scham korrelieren. Selbstmitgefühl vermittelt die Beziehung zwischen Achtsamkeit und Scham, wobei insbesondere der Aspekt des Nicht-Urteilens von Achtsamkeit ein signifikanter Prädiktor für die Reduzierung von Scham ist (Proeve, 2020; Sedighimornani et al., 2019).
Interventionen und Programme: Achtsamkeits- und mitgefühlsbasierte Programme haben sich als wirksam bei der Reduzierung von Scham und psychologischem Stress in verschiedenen erwachsenen Populationen erwiesen. Diese Programme fördern auch das Selbstmitgefühl, was zu einer Verringerung von Scham-basiertem psychologischem Stress führt (Westerman et al., 2020; Oren-Schwartz et al., 2022).
Mechanismen der Wirkung
- Scham und Trauma: In der Traumaerholung, insbesondere bei Flüchtlingen, wurde festgestellt, dass Achtsamkeit und Mitgefühl die Erholung fördern, indem sie Scham reduzieren. Scham vermittelt die Beziehung zwischen traumatischem Stress und posttraumatischen Symptomen, wobei Achtsamkeit die Scham und damit verbundene Symptome verringert (Oren-Schwartz et al., 2022; Chen et al., 2024).
- Körperbezogene Scham: Achtsamkeit kann auch körperbezogene Scham reduzieren, indem sie die Körperwahrnehmung und -reaktivität verbessert. Dies führt zu besseren gesundheitlichen Ergebnissen, da Achtsamkeit die Aufmerksamkeit auf interne körperliche Funktionen lenkt und die körperliche Reaktionsfähigkeit erhöht (Lamont, 2018).
Herausforderungen und zukünftige Forschungsrichtungen
Methodologische Einschränkungen: Viele der Studien weisen methodologische Schwächen auf, was die Interpretation der Ergebnisse erschwert. Zukünftige Forschung sollte kontrollierte Studien umfassen, um die Effekte von Achtsamkeitsinterventionen auf Scham in klinischen Populationen besser zu verstehen (Westerman et al., 2020; Proeve et al., 2018).
Spezifische Populationen: Es besteht ein Bedarf an weiterer Forschung, um die Auswirkungen von Achtsamkeit auf Scham bei spezifischen Populationen, wie Überlebenden von Kindheitstraumata oder Personen mit Borderline-Persönlichkeitsstörungen, zu untersuchen (Westerman et al., 2020; Keng & Tan, 2017).
Fazit
Achtsamkeit und mitgefühlsbasierte Ansätze bieten vielversprechende Möglichkeiten zur Reduzierung von Scham und damit verbundenem psychologischen Stress. Während die bisherigen Ergebnisse positiv sind, ist weitere Forschung erforderlich, um die Mechanismen und die Wirksamkeit dieser Interventionen in verschiedenen Kontexten und Populationen vollständig zu verstehen.
Studien zu Achtsamkeit und Scham
Proeve, M. (2020). The Relationship of Two Types of Shame with Meditation Experience. Mindfulness, 11, 2765 – 2778. https://doi.org/10.1007/s12671-020-01489-1
Westerman, G., McCann, E., & Sparkes, E. (2020). Evaluating the Effectiveness of Mindfulness and Compassion-Based Programs on Shame and Associated Psychological Distress with Potential Issues of Salience for Adult Survivors of Childhood Sexual Abuse: a Systematic Review. Mindfulness, 11, 1827 – 1847. https://doi.org/10.1007/s12671-020-01340-7
Oren-Schwartz, R., Aizik-Reebs, A., Yuval, K., Hadash, Y., & Bernstein, A. (2022). Effect of mindfulness-based trauma recovery for refugees on shame and guilt in trauma recovery among African asylum-seekers.. Emotion. https://doi.org/10.1037/emo0001126
Lamont, J. (2018). The Relationship of Mindfulness to Body Shame, Body Responsiveness, and Health Outcomes. Mindfulness, 10, 639-649. https://doi.org/10.1007/S12671-018-1020-2
Keng, S., & Tan, J. (2017). Effects of brief mindful breathing and loving-kindness meditation on shame and social problem solving abilities among individuals with high borderline personality traits.. Behaviour research and therapy, 97, 43-51. https://doi.org/10.1016/j.brat.2017.07.004
Sedighimornani, N., Rimes, K., & Verplanken, B. (2019). Exploring the Relationships Between Mindfulness, Self-Compassion, and Shame. SAGE Open, 9. https://doi.org/10.1177/2158244019866294
Proeve, M., Anton, R., & Kenny, M. (2018). Effects of mindfulness-based cognitive therapy on shame, self-compassion and psychological distress in anxious and depressed patients: A pilot study.. Psychology and psychotherapy, 91 4, 434-449. https://doi.org/10.1111/papt.12170
Chen, D., Wang, P., Liu, L., Wu, X., & Wang, W. (2024). Mindfulness affected post-traumatic stress symptoms and post-traumatic growth: Adaptive and maladaptive sides through trauma-related shame and guilt.. PsyCh journal. https://doi.org/10.1002/pchj.798