Einführung in Achtsamkeit und Sensibilität
Achtsamkeit, eine Praxis, die oft in therapeutischen Kontexten eingesetzt wird, hat sich als wirksam bei der Verbesserung der emotionalen Sensibilität und der Toleranz gegenüber affektiven Zuständen erwiesen. Sensibilität, insbesondere in Form von affektiver Intoleranz oder zwischenmenschlicher Sensibilität, spielt eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung und Aufrechterhaltung psychischer Probleme.
Achtsamkeit und affektive Intoleranz
Studien zeigen, dass Achtsamkeits- und Akzeptanzinterventionen die affektive Intoleranz signifikant verbessern können. Diese Interventionen haben einen kleinen, aber signifikanten Effekt auf die Verbesserung der affektiven Intoleranz von der Vor- zur Nachintervention, wobei die Effekte bis zu sechs Monate anhalten (Kraemer et al., 2020). Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Achtsamkeit und Akzeptanz eine wertvolle Rolle bei der Bewältigung von affektiver Intoleranz spielen können.
Achtsamkeit und zwischenmenschliche Sensibilität
Trait-Achtsamkeit, also die natürliche Neigung zu achtsamem Verhalten, steht in einem negativen Zusammenhang mit zwischenmenschlicher Sensibilität. Negative Emotionen vermitteln teilweise die Beziehung zwischen Trait-Achtsamkeit und zwischenmenschlicher Sensibilität, wobei die Effektivität/Authentizität diese Beziehung moderiert (Ding et al., 2021). Dies legt nahe, dass Achtsamkeit durch die Reduzierung negativer Emotionen die zwischenmenschliche Sensibilität verringern kann.
Achtsamkeit und Angstempfindlichkeit
Achtsamkeitstraining kann die Angstempfindlichkeit verringern, was wiederum die Schwere von Angst und Depression mindert. Angstempfindlichkeit fungiert als potenzieller Mechanismus, durch den Achtsamkeitstraining auf Angst und Depression wirkt (Xie et al., 2022). Dies unterstreicht die Bedeutung von Achtsamkeit als Mittel zur Reduzierung von psychischem Stress durch die Verringerung der Empfindlichkeit gegenüber Angst.
Achtsamkeit und moralische Sensibilität
Achtsamkeit steht in positivem Zusammenhang mit moralischer Sensibilität, moralischer Identität und prosozialem Verhalten. Achtsamkeitspraxis kann die moralische Sensibilität und das prosoziale Verhalten insbesondere bei Personen mit hoher moralischer Identität verbessern (Xiao et al., 2020). Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Achtsamkeit nicht nur die individuelle Sensibilität, sondern auch das soziale Verhalten positiv beeinflussen kann.
Schlussfolgerung
Achtsamkeit hat das Potenzial, sowohl die affektive als auch die zwischenmenschliche Sensibilität zu verbessern, indem sie negative Emotionen reduziert und die Toleranz gegenüber emotionalen Zuständen erhöht. Sie kann auch die moralische Sensibilität und das prosoziale Verhalten fördern. Diese Erkenntnisse unterstützen die Anwendung von Achtsamkeitspraktiken in therapeutischen und persönlichen Entwicklungsprogrammen zur Verbesserung der emotionalen und sozialen Sensibilität.
Studien zu Achtsamkeit und Sensibilität
Kraemer, K., Luberto, C., Hall, D., Ngo, L., & Yeh, G. (2020). A systematic review and meta-analysis of mindfulness- and acceptance-based interventions for affect intolerance/sensitivity.. Behaviour research and therapy, 135, 103746. https://doi.org/10.1016/j.brat.2020.103746
Ding, X., Zhao, T., Li, X., Yang, Z., & Tang, Y. (2021). Exploring the Relationship Between Trait Mindfulness and Interpersonal Sensitivity for Chinese College Students: The Mediating Role of Negative Emotions and Moderating Role of Effectiveness/Authenticity. Frontiers in Psychology, 12. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2021.624340
Xie, Q., Guan, Y., Hofmann, S., Jiang, T., & Liu, X. (2022). The potential mediating role of anxiety sensitivity in the impact of mindfulness training on anxiety and depression severity and impairment: A randomized controlled trial.. Scandinavian journal of psychology. https://doi.org/10.1111/sjop.12860
Xiao, Q., Hu, C., & Wang, T. (2020). Mindfulness Practice Makes Moral People More Moral. Mindfulness, 11, 2639 – 2650. https://doi.org/10.1007/s12671-020-01478-4